Berichte - Sansibar / Tansania - Fotos


Februar 2015 - Ein nur zur Hälfte gefüllter Airbus A 330 (2-strahliges Grossraumflugzeug) der Oman Air flog uns in ziemlich genau 6 Stunden ins gleichnamige Sultanat. Der Service an Bord war klasse, die Beinfreiheit dank freier Plätze am Exit überragend und auch der Aufenthalt im gemütlich kleinen, absolut zeitgemässen Airport Muscat entspannt. Kein Vergleich zum Riesen-Airport im nahen Dubai. Der Weiterflug in einer eher kleinen Boeing Richtung Sansibar war so gar nicht entspannt. Es war rappelvoll und es war furchtbar eng. Alles war eng und klein, das war nix. Meine 190 cm Grösse und 100 kg Gewicht (allerbestens verteilt natürlich) fanden keine auch nur halbwegs erträgliche Sitzposition. Der Sitzabstand lag bei geschätzten 73 cm. Selbst für den 5-Stundenflug viel zu wenig. Ich fragte bei den Flugbegleitern nach besseren, nach bequemeren Plätzen und siehe da, 2 überaus nette Damen aus Sansibar überliessen mir nach Rücksprache mit der Crew bereitwillig und ohne grosses Aufsehen ihre Sitze am Notausgang, das war klasse, beide Daumen hoch dafür. Die selbstlosen, verschleierten Mädels sprachen im Übrigen ein fantastisches Englisch und man konnte sich mit ihnen ungezwungen über`s Reisen, die Arbeit oder das Vergnügen unterhalten, dies aber nur am Rande.

Am Airport hiess es dann lediglich noch die Koffer entgegen nehmen, was allerdings ein Abenteuer für sich ist auf Sansibar. Wer schon mal auf der Insel war, weiss wovon ich rede, bzw. schreibe. Sämtliche Gepäckstücke des ankommenden Fliegers stehen kreuz und quer in einem kleinen Raum herum und jeder Passagier schaut, wühlt und sucht in diesem Chaos seine Koffer. Unsere waren letztlich recht schnell zu orten. Farbe und Grösse unserer Gepäckstücke sind eben nicht Standard. Sie sind nicht extrem ungewöhnlich, aber wie erwähnt kein Standard. Unsere sind keine mittelgrossen, schwarzen Koffer.  Bisschen anders sind sie. Jetzt wisst ihr`s, oder auch nicht. Zurück zur Szenerie. Ehe ich zugreifen konnte reichte mir ein Einheimischer die Koffer, für 1 Dollar. "One Dollar Sir" vernahm ich deutlich. Pro Koffer natürlich! Mir wurde also lediglich mein Koffer in die Hand gedrückt und dafür 1 Dollar verlangt. Also bitte, ein Schnäppchen Leute. Andere Länder, andere Sitten. Das ist insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent gültig. Jetzt mussten wir nur noch eine rund 1-stündige Fahrt in den Nordosten überstehen, bevor wir am Ziel waren, dem Neptune Pwani Beach Resort und seinem traumhaft schönem Strand, Foto oben. Die Fahrt durchs dunkle Sansibar war irgendwie total spannend. Ständig lief und huschte was über die Strasse. Nichts konnte ich im fahlen Scheinwerferlicht des Fahrzeugs allerdings davon erkennen. Ich glaube es waren Ziegen und Hühner oder was ähnlich spektakuläres. Etwas was es eben nur in Afrika gibt. Ziegen, Hühner, mehr Afrika geht nun wirklich nicht. Wer braucht schon Löwen oder Elefanten. Die gibt`s auf Sansibar eh nicht, also seid froh wenn ihr Ziegen und Hühner zu Gesicht bekommt.

Wir waren bereits 2013 auf der Gewürzinsel, sodass wir wussten was uns erwartete. Sansibar klingt nicht nur nach Tropenparadies, verheißungsvoll, geschichtsträchtig, exotisch. Sansibar hat vor allem auch die (unserer Meinung nach) schönsten Strände der Welt. Eine verdammt "stabile" Aussage, schon klar. Fakt ist, nirgends ist der Sand weisser und feiner, nirgendwo das Meer wärmer und nirgendwo anders gibt es dermassen grosse, dekorative Palmen. Die Farben des indischen Ozeans variieren hier von türkis über jade bis grün, das ist einfach atemberaubend schön. Wenn ich von weissem Sand spreche, dann meine ich das auch genau so. Stellt euch vor jemand schüttet unfassbare Mengen an Mehl auf den Boden, so sieht`s wirklich aus. Es blendet in den Augen, so hell ist der Sand. Genug geschwärmt. Mithalten können hier vielleicht noch die Strände der Seychellen, genauer der berühmte Anse Source d`Argent. Ja, der ist auch `ne Wucht.

Unser Hotel (Foto rechts oben) verfügt über sehr geräumige Zimmer im landestypischen Design, 2 wirklich grosse Pools und bietet darüber hinaus eine "All-inklusiv"-Verpflegung an, die wir auch buchten. Normalerweise sind wir so gar keine Freunde der "All-Inklusiv-alles-mir"-Kultur, hier allerdings ist es empfehlenswert, wie im Übrigen auch auf den Malediven. Es fehlt schlicht und ergreifend die Möglichkeit auswärts zu essen und wer darüber hinaus gerne mal ein Bier trinkt, oder 2, oder 3, weiss eine gewisse Kostenkontrolle zu schätzen. Die Speisen im Neptune Pwani waren ok, jedoch nichts besonderes. Es gab auch einige kulinarische Themenabende, die waren ganz  nett, will sagen es hat geschmeckt. Die einheimischen Kellner und Kellnerinnen waren auch nett, durchaus auf Zack und immer wieder für einen Plausch über Gott und die Welt zu haben, eher über die Welt. Weltliche Themen eben.

Für alle Smartphone- und Laptop-Junkies, ja es gibt auch ein halbwegs flottes W-Lan. Am Strand halten sich zahlreiche sogenannte "Beach-Boys" und (unechte) Massaikrieger auf, die alles anbieten was der geneigte Urlauber benötigt oder auch nicht. Wir buchten bei einigen Jungs die uns sympathisch waren eine Tour in den Jozani-Nationalpark, in dem zahlreiche Sansibar-Stummelaffen leben, eine endemische Art die mit ihrer Zutraulichkeit und Mimik begeistert. Am erwähnten Strand gibt es auch Tücher, Zigaretten, Schnitzereien, Ketten, Armbänder, schicke T-Shirts (ich gönnte mir 3 Stück..., in 2XL, passen heute noch) und einiges mehr käuflich zu erwerben, feilschen erwünscht. Die Beachboys verfügen fast alle auch über mehr oder weniger grosse Hütten am Strand, in denen sie ihre Ware in grosser Auswahl ebenfalls anboten. Diese zusammengezimmerten  Holz-Hütten waren bunt bemalt und hiessen "Gucci-Store", "Versace-Shop" oder ähnliches. Sehr kreativ, muss man schon sagen.

PS: Die omnipräsenten, stets gut gelaunten Jungs trällern immer wieder den ostafrikanischen Ohrwurm Jambo Bwana, meistens gut, selten schlecht, immer laut. Ich intoniere den Song so mittelprächtig. Sagt man...

Was uns besonders gefiel und auf der Insel nicht selbstverständlich ist, waren die vom Hotel aus angebotenen Touren ins nahegelegene Dorf, siehe Foto. Hier erfährt man vom englischsprachigen Guide einiges über den harten Alltag der Einheimischen. Man besucht u. a. Schulen und eine Krankenstation. Während im Hospital die Ausstattung und auch der hygienische Standard deutlich verbesserungswürdig sind, (hier möchte ich nicht mal mit einer simplen Erkältung liegen) hinterliessen die Schulen in Sachen Erziehung und Bildung einen durchaus ordentlichen Eindruck. Inwieweit das Ganze touristenkonform ausgelegt wird bei diesen Touren weiss ich natürlich nicht. Den ganzen Einrichtungen "darf" (eher sollte, also muss!) ein kleiner Obolus gespendet werden, nehmt also bei diesen Touren immer einige Dollarnoten mit. Neue, nicht gefaltete oder geknickte Dollarnoten, wisst ihr ja. Zurück in die äusserst kargen Klassenräume. Die englische Sprache wird hier ebenso unterrichtet, wie auch wissenswertes über die Insel und den Islam. Der Islam ist hier Hauptreligion, was eine allzu freizügige Kleidung und übertriebene Ausschweifungen naturgemäss ausschliesst. Die Damen auf Sansibar gehen im Übrigen, wenn sie denn überhaupt gehen, nur mit Vollbekleidung ins Wasser. Na ja, das machen Chinesinnen auch und die sind bekanntlich in aller Regel keine Muslime. Richtig schwimmen können sie aber irgendwie alle nicht. Auf Unguja, der Hauptinsel des Archipels sind die Menschen, mal nebenbei erwähnt, sehr viel toleranter als auf der Nachbarinsel Pemba, wo der Tourismus wenig entwickelt ist und einige muslimische "Hardliner" leben.

Kommen wir wieder zum wirklich gut organisierten Hotel. Es gibt eine dezente Animation, allabendliche Massai-Tänze (nix besonderes, dazu Fake-Massai) und viele kulinarische Themenabende. Warum Fake-Massai? Nun , die wirklich echten Massai leben als Viehhirten und Krieger auf dem Festland in Kenia und Tansania, wo sie u. a. ihre Tiere, meistens Rinder, gegen Raubtiere wie Löwen, Leoparden und Hyänen verteidigen müssen. Das ist dann was anderes als hier im Hotel für bierselige Touristen zu tanzen. Was letztlich angenehmer (und lukrativer) ist müssen die Jungs selbst entscheiden. Ich hab da so `ne Ahnung. Die teils an die 40 Grad heissen Tage liessen wir an der stets gut besuchten Bar mit kühlen Drinks ausklingen. Es geht doch nichts über ein kaltes Safari- oder Serengeti-Bier bei Meeresrauschen in schwülwarmer Luft. Da wird man ganz schnell bierselig. Wenn dann noch jemand tanzen würde...

Die guten Gespräche mit anderen Weltreisenden gehörten auch zum allgemeinen Wohlbefinden. Nach diesen erholsamen 2,5 Wochen wird uns letztlich auch unsere 2. Tour nach Sansibar in äusserst angenehmer Erinnerung bleiben. Das Eiland im indischen Ozean ist bitterarm, ohne vernünftige Infrastruktur und immer wieder von Stromausfällen geplagt. Positiv zu erwähnen hingegen ist der Fakt dass es eine Menge freundlicher Locals gibt. Vornehmlich die überhaupt nicht schüchternen Kinder posieren bereitwillig für Fotos, bei den Erwachsenen dagegen heisst es erst um Erlaubnis fragen, dann klappt`s auch mit dem Schnappschuss. Neben den Touristen gegenüber recht offenen Menschen, sind es die faszinierend schönen Strände, Stone Town mit seinem morbiden Charme, sowie eine wunderbare, teils endemische Tier- und Pflanzenwelt (u. a. Ziegen und Hühner, ha ha), die einen Besuch auf Sansibar zu einem unvergessenem Erlebnis machen. Auf dem Rückflug nach Frankfurt verbrachten wir zunächst noch eine (kurze) Nacht irgendwo im Nirgendwo in Muscat/Oman, bevor wir wohlbehalten wieder in Hessen landeten.


Infos

Reisezeit: Von Juni bis Oktober ist es auf Sansibar trocken, aber vor allem nachts recht frisch. Am wärmsten, bzw. heissesten ist es im Januar und Februar. Meiden sollte man die Regenzeit ab etwa Ende März bis in den Mai. Wissen sollte man auch, dass besonders die wunderschöne Ostküste stark von den Gezeiten betroffen ist. Ebbe und Flut wechseln sich ab und verschieben sich täglich um bis zu eine Stunde. Bei Ebbe ist schwimmen im badewannenwarmen Meer natürlich nicht möglich.

 

Visa: Man benötigt für die Insel ein Visum und einen noch mindestens 6 Monate gültigen Reisepass. Darüber hinaus braucht man eine Bestätigung für den Hin- und Rückflug. Das Visum ist auch bei der Einreise erhältlich, u. a. an den internationalen Flughäfen in Tansania und Sansibar. 50 Dollar sind dafür zu entrichten. Mehr zu den Einreisebestimmungen gibt es hier.

 

Zeitverschiebung: Sansibar ist der deutschen Zeit im Winter 2 Stunden voraus, im Sommer gar nur eine. Jetlag sollte also nicht das Thema sein.

 

Währung: Für 1 Euro erhält man (Stand Frühjahr 2015) 2400 Tansania-Schilling, der gängigen Währung auch auf Sansibar.

 

Anreise: Eine gute Flugverbindung und einen sehr guten Service an Bord (mit Zwischenstopp in Muscat) bietet Oman-Air nach Sansibar an. Des weiteren fliegt Ethiopian Airlines über Addis Abeba auf die Insel. Ab Frankfurt fliegt die äthiopische Fluggesellschaft mit dem hypermodernen Dreamliner Boeing 787. Wer von Dar es Salam aus auf die Insel fliegt, dem empfehlen wir die heimische Precision Air, mit der wir bei unserem ersten Trip nach Sansibar gute Erfahrungen machten.

 

Sicherheit: Sansibar ist recht sicher. Gewaltverbrechen gibt es praktisch nicht. Diebstähle in einigen Hotels, vornehmlich an der belebten Nordküste, sind hin und wieder zu verzeichnen. Vorsicht ist geboten in der Metropole Sansibar-Stadt, vor allem im historischen Zentrum Stone Town. An Freitagen, wenn sich einige islamische Fanatiker unter die Einheimischen und Touristen mischen, sollte man dort grössere Menschenansammlungen meiden. Es gab schon einige (kleinere) Anschläge und Anschlagsversuche.