Berichte - La Digue u. Mahe / Seychellen - Fotos


September 2016 - Es wurde gerade hell als die Boeing 777 mit uns und vielen weiteren "Inselsüchtigen" an Bord sanft auf dem Seychelles International Airport in Mahe aufsetzte. Ich bin immer wieder erstaunt auf welch kleinen Flughäfen die gewaltigen Emirates-Maschinen landen können. Viel kürzer dürften die Landebahnen allerdings auch nicht sein, wie mir eine Flugbegleiterin augenzwinkernd zuflüsterte. Wir waren bereits zweimal auf den Seychellen, die Kombination aus herrlichen Stränden, sattgrünen Bergen und einer äusserst vielfältigen, teils endemischen Flora und Fauna fasziniert uns jedoch immer wieder aufs Neue.

Mit grenzenloser Vorfreude auf die bevorstehende Zeit ging es auf die Fähre nach Praslin. Zunächst lag das Meer recht ruhig da (Foto oben links), doch schon bald bäumte sich der indische Ozean auf und das Schiff bockte wie ein alter Gaul. Es schaukelte mal so richtig. Obwohl ich als Pfälzer alles andere als ein Seebär bin, steckte ich die teils äusserst ruppige 1-stündige Fahrt locker weg. Ich kam sogar noch dazu an der Reling einige furchtbar verwackelte Videos zu drehen. Meine Frau hatte etwas mehr zu kämpfen, überstand aber letztlich alle Widrigkeiten recht tapfer. Noch ein Bootswechsel in Praslin, nochmal 15 Minuten übers Meer und wir waren angekommen. La Digue! Die Verheissung, der Inseltraum. Es fühlte sich alles so gut an. Die Abholung klappte und man brachte uns ins Etoile Labrine, unserem Domizil für ganze elf Tage. Die Chefin des Gästehauses ist sehr nett, super englisch sprechend und dabei höchst umtriebig. Mehrmaliges Nachfragen ob man denn nicht zum Dinner im Haus bleiben möchte war bspw. an der Tagesordnung. Wer will es ihr verdenken. Im Übrigen war das angebotene Abendessen reichhaltig und lecker, wenn auch nicht gerade billig. Gutes, aber leider ebenfalls ziemlich teures Essen gibt es u. a. auch im gemütlich eingerichteten Restaurant "Fish-Trap" in La Passe. Der fantastische (Aus)-Blick aufs Meer rechtfertigt die Preise so halbwegs.

Die georderten Miet-Fahrräder sahen zuverlässig aus und somit konnte es endlich losgehen. La Digue erfahren, im wahrsten Sinne des Wortes. Unsere erste Tour führte uns zum Anse Severe, ein durchaus badetauglicher Strand, was man nicht von allen Stränden La Digues behaupten kann. Auffällig hier waren die vielen zahmen Hunde und Hühner. Besonders das Federvieh (Foto) verblüffte mit einer mir so nicht bekannten Gelassenheit. Ein stolzer Hahn war dermassen zutraulich, dass er sich wie ein Schosshund streicheln liess und dabei sogar die Augen schloss und genoss. Glaube ich zumindest. Ja doch, er genoss es ganz sicher, denn er folgte uns sogar zu einer kleinen Strandbar und liess sich dort mit uns nieder, wartend auf weitere Streicheleinheiten. Eher hatte er einfach nur Hunger, hmm. Warm war es, sehr warm, der Durst wurde stärker und so fuhren wir weiter um die Nordspitze herum bis wir das "Chez Jules" erreichten, eine Art Geheimtipp auf La Digue. Ohne Gockel im Übrigen. Ein knackfrischer Salat, ein eiskaltes Seybrew-Bier und dabei immer den indischen Ozean im Blick mit seinen unverschämt intensiven Türkis- und Blautönen. Als wenn das nicht schon genug Seychellen-Feeling wäre, lag dazu noch ein Exemplar der auf (fast) allen Inseln beheimateten Riesenschildkröten in aller Seelenruhe am Wegesrand und schien zu meditieren. Warum kann man Augenblicke nicht festhalten? Warum kann man diese vollendeten Situationen nicht auf Knopfdruck immer wieder aktivieren wenn man sie benötigt? Nach wenigen Tagen passten auch wir uns dem ortsüblichen Laissez-faire an, leben und leben lassen. Nur keinen Stress. Man geht früh zu Bett, steht zeitig auf, frühstückt, erkundet mit dem Fahrrad die Insel, legt sich an einen der zahllosen Traumstrände und all die Sorgen (wenn man denn welche hat) sind unendlich weit weg.

Apropos Strände. Auf La Digue führt kein Weg am Anse Source d`Argent vorbei, dem schönsten Strand der Seychellen, vielleicht sogar weltweit. Das ist mal ein Superlativ, ich weiss. Der schönste Strand der Welt! Ich glaube diesen inoffiziellen Titel trägt er zurecht, zusammen mit einigen Stränden auf Sansibar. Dieser Beach sieht nicht nur hinreissend aus mit seinen skurrilen Felsformationen, dem hellblauen Wasser, den schrägen Palmen und dem makellosem hellen Sand, nein hier kann man auch bedenkenlos baden. Im Gegensatz zu den Stränden im Osten (Grand Anse, Petit Anse) hat man es am Source d`Argent nicht mit den lebensgefährlichen Strömungen zu tun, die auch geübte Schwimmer in arge Nöte bringen. Michael Phelps könnte gegen die Strömung anschwimmen und natürlich Chuck Norris. Ja, der zumindest kann es ganz sicher. Werden wir wieder sachlich. Hier am "Bacardi-Strand" geniesst man einfach nur das nahezu 30 Grad warme Wasser, die bunten Fische und die bei Flut guten Möglichkeiten zum schwimmen. Leider werden die ansässigen Fische für ein gutes Foto immer wieder angefüttert, was dazu führt dass die Tiere jegliche Scheu vor Schwimmern oder Schnorchlern verlieren und ihren üblichen Fluchtinstinkt nicht mehr angemessen ausüben. An besagtem Anse Source d`Argent-Strand hat man auch immer wieder nette Begegnungen mit einigen Exemplaren der zahlreichen halbwilden Hunde der Insel. Nein, nennen wir sie halbzahm. Das beschreibt den Charakter der wirklich freundlichen Vierbeiner besser. Die Tiere folgen einem u. a. ins Wasser und schnappen nach den flinken Fischen in der Hoffnung auf einen leckeren Snack, ein allerdings hoffnungsloses Unterfangen. Ein Hund war bei der Fischjagd dermassen ausgelaugt, dass er erstmal eine Pause brauchte. Dazu legte er im hüfthohen Wasser seine Pfoten lässig auf meine ausgebreiteten Unterarme. Er "bedankte" sich für diese Geste, indem er sich später am Strand zu mir gesellte und niederliess. Coole Socke der Kerl. Zu sehen ist das Tier in der La Digue-Galerie unter "Anse Source d`Argent", das erste Foto.

Kurz nochmal ein paar Worte zur Unterkunft. Die sehr sauberen Zimmer im Etoile Labrine verfügen alle über einen (High-Tech)-Ventilator, eine bestens funktionierende, recht leise Klimaanlage, einen Kühlschrank, ein tolles grosses Bad und sehr bequeme Betten. W-Lan ist kostenlos und überall verfügbar, wenn auch nicht besonders schnell. Eine gemütliche Sitzgelegenheit auf der kleinen Terrasse vor den Zimmern bietet einen Blick in den gepflegten Garten. Dieser Garten beherbergt zahlreiche bunte Vögel und Echsen, toll. Abends gibt sich hin und wieder eine einheimische Combo die Ehre und schmettert ausgewählte Welthits und einige lokale Songs. Mein Favorit war eindeutig "Going back to the Seychelles" (unbedingt mal reinhören), wohl ein Gassenhauer auf den Inseln. Ein Gläschen Takamaka-Rum und diese lässige Musik dazu, das hat schon was. La Digue ist weit mehr als "nur" eine schöne tropische Insel, La Digue ist ein Lebensgefühl. Für alle Inselfans, viel cooler als auf La Digue geht es nicht mehr. Das ist einfach so und das wird auch niemand der jemals vor Ort war bestreiten. Die Zeit auf dem lediglich 10 qkm grossen Eiland ging irgendwann leider zu Ende, nicht aber die Reise. Es wartete noch die Hauptinsel Mahe auf uns.

Wieder ging es auf die Fähre und wieder war die Überfahrt ruppig. Man kannte es ja nicht anders, von daher war (fast) alles gut. In Mahe wurden wir schon erwartet und pünktlich zum Guesthouse gebracht. An dieser Stelle möchte ich ein aufrichtiges Lob an unseren Reiseveranstalter aussprechen. Sämtliche Bootsfahrten und Landtransfers klappten und auch die gebuchten Unterkünfte entsprachen voll unseren Erwartungen, bzw. übertrafen sie sogar. Daumen hoch deshalb für die Jungs und Mädels von Seyvillas und auch an die Leute vor Ort (Creole Travel Services).

Unser Domizil für 4 Tage war das "Beach-House" am berühmten Beau Vallon Beach, dem grössten Strand der Seychellen. Es ist eine eher kleine, familäre Unterkunft mit einer grossen Gemeinschafts-Terrasse, von der aus man einen herrlichen Blick aufs Meer hat. Erwähnen möchte ich unbedingt das zum Frühstück angebotene, superfrische Baguette. Wo gibt es so leckeres Brot ausserhalb Europas sonst noch? Gut, in Teilen Vietnams, aber sonst, da müsste ich schon intensiver nachdenken. Will ich jetzt nicht. Das Wetter konnte leider nicht mit dem tollen Gästehaus, dem erstklassigen Frühstück und der hübschen Umgebung Schritt halten. Es regnete recht häufig, wenn auch nicht ganztägig. Einen ganzen Tag verbrachten wir in der grössten "Metropole" der Seychellen, der Hauptstadt Viktoria.

Der Sir Selwyn Selwyn-Clarke-Market ist hier ebenso einen Besuch wert, wie auch die zahlreichen lebhaften Gassen oder der einzige Hindu-Tempel des Archipels. Zurück zum Beau Vallon, wo es so etwas wie eine ordentliche Infrastruktur gibt. Einige Restaurants finden sich hier ebenso wie diverse Supermärkte oder Klamottenläden. Wem nach dem Dinner der Sinn nach etwas Abend-Unterhaltung steht, dem empfehlen wir einen Abstecher ins Boat-House. Hier gibt es Bier, Cocktails, gutes Essen, dezente Musik und Sportübertragungen auf einem grossen Bildschirm. Wir hatten uns auf Mahe im Übrigen gegen das (Miet)-Auto entschieden und nutzten stattdessen die uralten indischen, teils völlig abgewrackten "Tata"-Busse zur Inselerkundung, immer in Gegenwart der zahlreichen, stets gutgelaunten Locals (Foto oben). Eine klasse Erfahrung die wir nicht missen möchten.

Auch auf der Hauptinsel vergingen die Tage viel zu schnell und so hiess es Ende September schon wieder Abschied nehmen. Abschied nehmen von den Seychellen. Von einem Leben im hier und jetzt. Ohne Sorgen und Ängste. Sich treiben lassen. Anstecken lassen vom "easy living". Das ist nicht immer umsetzbar. In Deutschland schon mal gar nicht. In den wenigen Wochen im Urlaub aber, da passt(e) es.

Die Heimflüge standen also an und wie bereits auf den Hinflügen ergatterten wir Plätze am Notausstieg mit ganz viel Beinfreiheit. Die Emirates-Crew war auch wiedermal bester Laune und so kamen wir äusserst tiefenentspannt in Frankfurt an, back in Town. Nochmals grossen Dank an Seyvillas, ans Guesthouse Etoile Labrine und seine Belegschaft, ans Beach House Mahe, an das frisch vermählte junge Paar aus Bayern, mit dem wir gesellige Abende verbrachten, an die sympathische italienische Familie aus dem Etoile und alle weiteren Gesprächspartner die wir auf dieser Tour trafen, es war schlicht und ergreifend superklasse mit euch auf den traumhaft schönen Inseln der Seychellen.


Infos

Reisezeit: Die Seychellen sind ein klassisches Ganzjahresziel und wirklich in jedem Monat eine gute Wahl. Kurze Regenschauer gibt es immer wieder, besonders auf der grössten Insel Mahe. Woher käme sonst die überbordende Vegetation. Praslin und vor allem das flache La Digue sind deutlich trockener und auch wärmer.

 

Visa: Ein Visum muss nicht extra beantragt werden. Man erhält am Flughafen in Mahe eine Art Aufenthaltserlaubnis. Dazu benötigt man nur einen gültigen Reisepass und ein Rückflugticket. In seltenen Fällen muss eine Hotelbuchung vorgelegt werden.

 

Zeitverschiebung: Die Zeit im Inselparadies ist unserem Sommer lediglich 2 Stunden voraus, im Winter 3. Der Jetlag hält sich von daher in Grenzen.

 

Währung: Für einen Euro erhält man zur Zeit (Sommer 2016) knappe 15 Seychellen-Rupien. Am besten ist es gleich am Flughafen Geld zu wechseln. Alle Automaten spucken meist nicht mehr als 5000 Rupien (rund 340 €) aus, was für den Anfang allerdings reichen sollte.

 

Anreise: Die Seychellen werden von einigen sehr renommierten Airlines angeflogen. Von Deutschland aus fliegt Condor mit einer Boeing 767 nonstop nach Mahe, allerdings nur einmal die Woche. Mit einem Zwischenstopp fliegen u. a. Emirates, Etihad oder Ethiopian Airways auf die Inseln. Wir empfehlen Emirates, da die arabische Fluglinie ganz früh am Morgen ankommt und man somit schon den Anreisetag zum ersten Urlaubstag gestalten kann.

 

Sicherheit: Die Inseln sind sicher, sehr sicher sogar. Gerade La Digue hat eine Kriminalitätsrate nahe dem Nullpunkt. Am problematischsten sind da noch die Strände, von denen einige äusserst gefährliche Strömungen aufweisen, die immer wieder Opfer fordern. Auf Mahe würde ich mein Hab und Gut nicht unbeaufsichtigt am Strand zurück lassen, Kapitalverbrechen gibt es aber auch hier nicht.

Update Sommer 2017: Die Sicherheitslage auf den Seychellen hat sich teilweise deutlich verschlechtert. Vornehmlich aus Praslin werden zahlreiche kriminelle Handlungen gemeldet. Dort, wie auch auf den anderen Inseln wirkt sich insbesondere die Drogenbeschaffungskriminalität höchst negativ auf den Inselfrieden aus. Mit gesundem Menschenverstand sollte man aber nach wie vor einen wunderbaren Urlaub im (einstigen?) Paradies verbringen.