Berichte - Velidhu / Malediven - Fotos


Januar/Februar 2012 - Wird man nach seinem nächsten Urlaubsziel gefragt und antwortet mit "Malediven", bekommt man reflexartig die immer gleichen Fragen gestellt: "Ist das nicht ewig weit weg"? "Bekommt man da keinen Inselkoller"? "Ist das nicht viel zu teuer"? Nix da, (fast) alles falsch. Um genauer zu sein; Ein Direktflug auf die Malediven dauert knapp 9,5 Stunden und ist damit kürzer als bspw. ein Flug nach Thailand, oder in die Karibik. Urlauber die ihre Ferien nur dann geniessen, wenn sie tagsüber von mittelmässig motivierten Animateuren bespasst werden und auch abends Halligalli brauchen, könnten tatsächlich dem erwähnten Inselkoller zum Opfer fallen, denn diesen Kram gibt es auf den Malediven glücklicherweise nicht. Hier heisst die Devise "relax and enjoy". Abschalten und geniessen. Die Unterwasserwelt geniessen, das höchste Gut der Inseln. Zum letzten Punkt, der Sache mit dem Preis. Nun, in Ägypten, in der Dominikanischen Republik oder auch in den allermeisten Ländern Südostasiens lässt sich günstiger urlauben, keine Frage. Viel mehr als 3000 Euro pro Nase muss ein 2-wöchiger Urlaub auf den Malediven in der besten Reisezeit (inkl. aller Flüge und "All inklusiv-Verpflegung") auf der richtigen Insel aber auch nicht kosten. Velidhu ist so eine Insel, Stand 2012! Sehr viele dieser bezahlbaren Inseln gibt es definitiv nicht mehr, das muss man schon sagen. Soviel also zu den weit verbreiteten Vorurteilen. Dann mal ab in die Aktualität.

Nach Vilamendhoo 2004 (Fotos) war dies unser 2. Trip auf die Sehnsuchtsinseln im indischen Ozean. Wir flogen über Dubai nach Male, im Übrigen eine der flächenmässig kleinsten Hauptstädte der Welt, wo wir sanft auf der mitten im Meer gebauten Landebahn des Male-International-Airports landeten. Die feuchte Schwüle machte uns mal so gar nichts aus, die Vorfreude auf nahezu 2 Wochen Nichtstun und komplett den "Schalter umlegen" überwiegte und zwar deutlich. Nur noch ein kurzer Hüpfer mit einem dieser brachial lauten und fürchterlich engen maledivischen Wasserflugzeuge (siehe Foto oben) und wir waren auf unserer Insel angekommen. By the way, die Pilotinnen und Piloten dieser Air-Taxis fliegen barfuss, schonmal ein dezenter Vorgeschmack auf die kommende legere Zeit im Resort. Ist aber auch viel Show dabei. Jeder Maledivenurlauber hat davon gehört dass barfuss geflogen wird und schaut den Jungs und Mädels im Cockpit direkt auf die Füsse, da lässt man sich nicht lumpen und verzichtet eben aufs Schuhwerk. Den (coolen) Ruf wahren nennt man das wohl. Velidhu Island Resort im Ari-Atoll gelegen, ist eine der wenigen verbliebenen Inseln ohne Pool, ohne jegliche Animation, ohne dekadente Häppchen-Küche, ohne Flatscreen und ohne Butlerservice, das ist genau nach unserem Geschmack. Malediven at its best. Nach der Ankunft gab es die obligatorischen (alkoholfreien) Cocktails, einige wenige Infos zur Insel, dann gings in den zugewiesenen Beachbungalow. Schnell die Koffer auspacken und einfach nur noch Urlaub pur geniessen.

Info: Nach meinem Kenntnisstand vom März 2024 ist das Resort z.Zt. oder sogar dauerhaft geschlossen!

Auf Velidhu bekommt man echtes Maledivenfeeling für vergleichsweise kleines Geld. Echtes Maledivenfeeling, was heisst das? Alte Hasen die seit Jahren und Jahrzehnten auf die Inseln kommen sagen "ein gutes Hausriff zum schnorcheln oder tauchen und ein paar Palmen" reichen aus fürs erwähnte Feeling. So in der Art stimmt`s. Ordentliches Essen und halbwegs saubere Zimmer würde ich noch anfügen. Apropos; Im zweckmässig (also eher spartanisch) ausgestatteten Bungalow trifft man immer wieder auf Geckos und einige Insekten, in einer allerdings tolerablen Anzahl. Das Bad ist geräumig, die Betten einigermassen bequem, soweit alles gut. "No Shoes, no News", lautet das Motto der Insel, damit können wir bestens leben. Die von heimischen Böden und Strassen malträtierten Füsse im weissen, weichen und warmen Sand zu betten, ein klasse Feeling, ein Maledivenfeeling eben. Gibt`s in der Art nirgendwo anders auf diesem Planeten, Punkt.

Von Tag 1 an hat man seinen festen Tisch im gemütlichen Restaurant und auch einen Stammkellner. Unser Kellner war ein zwar recht schüchterner, aber sehr netter und äusserst aufmerksamer Geselle, der schnell wusste was wir wann trinken wollten, das passte. Wobei, wir haben aber auch immer das Gleiche getrunken, von daher war das schon mal kein Hexenwerk. Soll den Eifer des Jungen aber wirklich nicht schmälern. Das Essen würde ich als gut bis teilweise sogar sehr gut bewerten. Der Gast bekommt (welch Überraschung auf den Malediven) tolle Fischgerichte, dazu noch leckere Pasta, ordentliches Rindfleisch, einige delikate Suppen, klasse Püree (!), sowie ein hinreissendes Dessertbuffet und spätestens damit einige Kalorien zuviel, sei`s drum. Man schnorchelt, bzw. taucht sich die angefutterten Pölsterchen schnell wieder ab.

Zurück zur recht kleinen Insel, die mit ihren nur 300 x 200 m Grösse in wenigen Minuten komplett umrundet werden kann. Velidhu ist üppig bewachsen. In den zahlreich vorhandenen Laubbäumen trifft man immer wieder auf nahezu handzahme Papageien. Diese Vögel gibt es in grau, schwarz, grün und rot, oder auch mal in allen Farben zusammen, also bunt. Bunte Papageien sozusagen. Sie gehören auf Velidhu fast zum Inventar. Nicht nur in den Bäumen, auch in der Bar sind sie allgegenwärtig und mit ihrer drolligen Art eine echte Attraktion. Gerne nehmen sie auf den geneigten Häuptern der Urlauber Platz, wo sich an den (falls vorhanden) glitzernden Ketten derselbigen "vergreifen". Auch die Cocktails der Gäste werden inspiziert und auch probiert. Wie schädlich das für die Tiere ist, keine Ahnung. Gezwungen werden sie ja nicht zum saufen. Manchmal liefen sie allerdings tatsächlich so als wenn sie zu tief ins (Cocktail)-Glas geschaut hatten. Mein Lieblingsvogel war grau und hörte auf den Namen "Angel", meine ich mich zu erinnern. Er/Sie stattete mir am Abreisetag sogar noch einen Besuch am Pier ab, wo das Wasserflugzeug stand, bereit für den Hüpfer nach Male. "Angel" wollte nicht dass ich gehe, red`ich mir mal ein. Ich wollte auch nicht gehen, überhaupt nicht. Ich musste. Angel blieb...

Neben dem Hauptrestaurant und der erwähnten Bar, gibt es auf Velidhu auch einen Bolzplatz (gerne und regelmässig von dem Staff genutzt), einen Spabereich und einen kleinen Shop, der alles anbietet was man so benötigt im Urlaub. Die Preise in diesem Shop waren völlig überzogen, aber man ist ja auf den Malediven, also ein unfassbar reicher Tourist, zumindest in den Augen der Angestellten! Nicht unerwähnt lassen möchte ich den unbezahlbaren Blick auf den indischen Ozean und seinen malerischen Farben, Foto rechts oben. Beim Inselrundgang trifft man neben den erwähnten Papageien auch auf freilaufende Hühner, Flughunde, handzahme Katzen und viele bunte Schönechsen. Bei diesen Echsen besitzen übrigens nur die Männchen die tollen schönen Farben von denen sie ihren Namen haben. Die Weibchen kommen in einem tristen grau-braun daher. Das lasse ich jetzt besser mal unkommentiert so stehen, sonst wird es chauvinistisch.

Die Tage vergingen, wir frönten ausgiebig dem auf den Malediven üblichen "Nichtstun", will sagen relaxen. Das Handy wurde tatsächlich nur zum Musikhören in die Hand genommen und die Abende liessen wir mit liebgewonnenen Freunden an der kleinen, gemütlichen Bar ausklingen. Unterbrochen wurden die Idylle lediglich von den auf den Malediven unvermeidlichen und absolut empfehlenswerten Tauch oder Schnorcheltouren, ein absolutes Muss auf den Inseln. Velidhu besitzt ein durchaus als gut zu bezeichnendes und vor allem sehr leicht erreichbares Hausriff.

In der fast 30 Grad warmen Lagune müssen auch ausgewiesene "Warmschnorchler" nicht frieren. "Warmschnorchler" sind die "Warmduscher" der Meere. Na ja, so sinngemäss zumindest. Wer beim duschen stets warmes Wasser braucht, freut sich auch über ein wohlig temperiertes Meer. Ich fühle mich hier mal komplett angesprochen. Ein T-Shirt ist dennoch unabdingbare Pflicht, möchte man nicht mit einem heftigen Sonnenbrand auf dem Rücken den Urlaub schmerzverzerrt im Bungalow verbringen. Also, Flossen und Oberteil an, idealerweise hauteng auch wenn `ne Plauze im Weg ist, Unterwasserkamera ans Handgelenk und los. Wer schonmal auf den Malediven war, weiss was gemeint ist wenn von einer "Fischsuppe" die Rede ist. Am Hausriff tummeln sich Fische aller Couleur und Grössen, Foto links oben. Mir gefielen besonders die schreiend bunten Papageienfische. Man hört deutlich wie die prächtigen Tiere Algen von den Steinen schaben, was auch sichtbare Spuren hinterlässt. Eine grosse, oberarmdicke Muräne kam mir ebenso vor die Linse wie Barsche, Füsiliere, Kugelfische, Anemonenfische, Babyhaie und vieles mehr. Nur eine Schildkröte sah ich nicht, andere Gäste schon, angeblich. Ich könnte stundenlang schnorcheln, beobachten, Arten bestimmen, fotografieren, filmen, schauen und geniessen, es ist einfach klasse.

Nach knapp 2 Wochen ohne Lärm und Hektik, stellten wir unsisono fest, abschalten ist so einfach und es tut vor allem so unfassbar gut. Die Heimreise ist letztlich schnell erzählt. Sehr zeitiges Aufstehen, ein eher spärliches Frühstück inkl. starkem Kaffee und ab ging`s, direkt nach der oben erwähnten Verabschiedung von "Angel", mit dem ersten Maldivian Air Taxi hinein in den erwachenden Tag nach Male. Noch einmal genossen wir den faszinierenden Blick aus rund 800 m Flughöhe auf die Atolle mitten im türkisfarbenen Meer. Der gelungene Abschluss einer wunderbaren Tour. Die Trauminseln vor der Südküste Indiens sind nach wie vor eines der begehrenswertesten Reiseziele dieser Erde, nicht nur für Taucher, Schnorchler, Ruhesuchende oder Leseratten.


Infos

Reisezeit: Grundsätzlich sind die Malediven ein Ganzjahresziel. Wir waren einmal im Juli/August da und einmal im Februar. Im Sommer hatten wir eine Woche Sonne und eine Woche Regen. Im Februar bis auf einen Tag durchweg schönes Wetter. Unser Winter ist also die wohl bessere Wahl für alle Sonnenanbeter. Unter Wasser ist es allerdings egal wie`s am Himmel ausschaut. Der indische Ozean ist immer warm.

 

Visa: Ein gebührenfreies und bis zu 30 Tage gültiges Touristen-Visum wird bei der Einreise ausgestellt. Benötigt wird dazu lediglich ein noch mindestens 6 Monate gültiger Reisepass.

 

Zeitverschiebung: Auf den Malediven gehen die Uhren in unserem Sommer um 3 Stunden vor.

 

Währung: Der "Durchschnittstourist" wird selten bis nie die einheimische Währung benutzen oder auch nur sehen können. Das maledivische Geld heisst Rufiyaa. Für einen 1 Euro bekommt man rund 17,5 Rufiyaa. Das muss man sich nicht merken, wie erwähnt benötigt man die Währung praktisch nicht. Auf den abgeschotteten Urlaubsinseln wird mit dem guten Namen bezahlt, also mit Kreditkarte und Unterschrift. Für die obligatorischen Trinkgelder werden nach wie vor Dollarnoten gereicht. Von diesen Geldern leben die in aller Regel aus den Armenvierteln in Indien, Bangladesch oder Sri Lanka stammenden Bediensteten, es ist also im wahrsten Sinne des Wortes "in besten Händen".

 

Anreise: Die Malediven sind mit Condor von Deutschland aus in rund 9,5 Stunden erreicht, das ist doch recht einfach zu stemmen. Viele schwören allerdings auf die Anreise über die arabische Halbinsel. Der Platzhirsch Emirates fliegt bspw. mit einer fetten Boeing 777 nach Male. Die preisgünstigste Variante führt aber über Sri Lanka, was für uns (bisher zumindest) nie ein Thema war.

 

Sicherheit: Jetzt wird es schwierig. Die Malediven sind eigentlich ein Hort der Friedfertigkeit. Dies gilt für die Touristeninseln. Man kann nämlich wunderbar die Augen verschliessen vor den Problemen in der Hauptstadt Male, wo eine autoritäre Regierung an der Macht ist und die Scharia herrscht, aber will man das. Will man nichts von Unruhen hören, nichts davon lesen? In Male sieht man schliesslich nur den Flughafen, bevor es ins "Paradies" geht. Heikles Thema. Ein bisschen "die aktuelle Lage beobachten" schadet nie, auch und gerade auf den Malediven.